SCHIENE regional - Bahnthemen SüdwestElektrische Traktion auf der Schwarzwaldbahn (Teil 4)
Teil 1: 139 wird Schwarzwaldbahnlok |
Teil 2: Die "Trabis" kommen! |
Teil 3: BR 111 und der Interregio
Baureihe 110 - langsam geht es bergauf
Der unglückliche Einstieg der Baureihe 110 auf der Schwarzwaldbahn ist in Teil 1 dargelegt worden. In den siebziger Jahren hatte diese Baureihe aber bereits eine Geschichte als bedeutende Lok im Fernverkehrs hinter sich.
Die klassischen Dienste für die 110 vor D- und F- Zügen gibt es 1975 (Fertigstellung der Elektrifizierung des ersten Abschnitts der Schwarz- waldbahn) nur noch eingeschränkt. Das neue Paradepferd 103 hat kräftig in ihrem Revier gewildert.
Geblieben sind die überwiegend touristisch orientierten Leistungen vor D-Zügen und später FD (Fernexpress), die auch abseits des 1971 gesponnenen IC-Netzes verkehren.
Großer Kundenvorteil dieser Züge ist die Möglichkeit, umsteigefrei an die Ferienorte zu ge- langen. Dazu führen viele dieser Angebote bis zum Ende der achtziger Jahre Kurswagen.
110 164-1 führt am 4. April 2001 den Stadt- express von Merzig nach Offenburg. Sonder- lich gut gepflegt sieht die "Kasten"-110 mit ihren 43 Dienstjahren nicht mehr aus. Der große Ärger, den es zwei Monate später an dieser Stelle im Karlsruher Hbf geben wird (der Zug aus Saarbrücken kommt in der Minute 10 an, der IRE nach Konstanz fährt in der Minute 9 ab!) stört sie dann auch nicht mehr, denn ab 1. Juli wartet sie z-gestellt auf die Verschrottung (25.09.01). Nur die schnelle Version (und wenn es auch nur 10 km/h sind) der 110, die im TEE-Farbkleid lackierte 112, ist das Aushängeschild der Flotte, hier unterwegs im Mai 1968 mit TEE Roland auf der Rheintalbahn nach Basel.
Es ist zwar nicht das Thema dieses Beitrags, trotzdem sollen einige bekannte Fernzüge ver- gangener Jahrzehnte mit Laufweg über die Schwarzwaldbahn kurz (und unvollständig) erwähnt werden.
Der Zug von København über Hamburg nach Konstanz konnte immerhin auf wesentlichen Teilen seines Laufwegs bis heute erhalten bleiben.
Aus D 371 wurde zwischendurch D 771 / FD 1971, allerdings nur zwischen Hamburg und Konstanz und ohne Kurswagen aus København;
als Interregio wurden sogar mehrere Verbindungen täglich angeboten; schließlich fährt der IC 2371 als Nachfolger von (Stralsund -) Hamburg nach Konstanz.
Auch die Relation Rhein/Ruhr - Konstanz wird seit Jahrzehnten über die Schwarzwaldbahn bedient. Aus den D-Zügen mit unterschiedlichen Zugnummern (z.B. D 509) wird in den achtziger Jahren der Bodensee-Fernexpress FD 703 / FD 1903, dessen Laufweg bereits in Münster (Westf) beginnt; er führt zeitweise auch Kurswagen nach Lindau.
Von der täglichen Bedienung ist nur noch ein Wochenend-IC übrig geblieben. Der Laufweg ist dafür bis Emden und Norddeich Mole ausgeweitet worden. Abgesehen vom Wagen der 1. Klasse fahren diese IC 2004/2005 mit umlackierten IR-Wagen, die allerdings kaum noch gepflegt werden.
Unbedingt genannt werden muss ein weiterer Fernzug mit langer Tradition: Innsbruck - Lindau - Singen - Offenburg - Strasbourg - Paris.
Dieser wunderschöne Zuglauf verkehrt in den letzten Jahren der Deutschen Bundesbahn nur noch als Eilzug zwischen Lindau und Strasbourg, der immerhin einen ÖBB-Kurswagen aus Graz bis Strasbourg und außerdem einen SNCF-Wagen von Lindau nach Paris führt (für einen Eilzug nicht schlecht ...).
Ein weiterer Eilzug hat in den achtziger Jahren die Ehre, den Schlafwagen Konstanz - Dortmund bis Offenburg zu führen.
Lokgeschichte, fotografiert am 3. September 2002 in Offenburg. Auf dem 2. Farbschema der Lok (ozeanblau-beige) erscheint das vom DB AG- Keks (auch Hungerkeks genannt) überklebten DB der Deutschen Bundesbahn. Inzwischen wurde diese Form der Geschichtsschreibung unter einheitlichem Nahverkehrsrot versteckt. Und die neue Farbe kann es zwar nicht mit dem Königsblau aufnehmen, ist aber doch besser als die Experimente dazwischen. Der kurze Rückblick dokumentiert, im Vergleich zum heutigen Angebot, den Wandel von der Vielfalt zur Einfalt. Im Nahverkehr steht dem Bahnkunden ein hervorragendes, betrieblich optimiertes und sinnvoll an den Knoten verknüpftes (aber "langweiliges") Taktangebot zur Verfügung. Der Fernverkehr vernachlässigt hingegen eine Kundengruppe, die zahlenmäßig in Zukunft weiter ansteigen wird: Menschen, die günstig und ohne die Unsicherheiten beim Umsteigen verreisen möchten, denen es dabei aber nicht auf die Minute ankommt. Kostenintensive Beschleunigungen auf Aus- und Neubaustrecken verpuffen, da die Anschlüsse in den Netzknoten verfehlt werden. - Aber zurück zur BR 110. Sie wird gegen Ende ihrer Lebensdauer noch einmal tragende und zuverlässige Säule im vertakteten Nahverkehr auf einer Relation, die mit 252 km zwischen Karlsruhe und Konstanz schon an den Bereich der mittleren Reiseweite im IC-Fernverkehr heran reicht. Natürlich gibt es auf dieser Strecke Brechpunkte mit erheblichem Fahrgastwechsel, wie Offenburg, aber es fährt auch eine nicht geringe Anzahl von Reisenden über weite Distanzen mit - die ehemaligen IR-Kunden. Die Bügelfalten 1104 als Standardlok an WendezügenVon Juni 2001 bis Dezember 2004 ist die Baureihe 110, neben besagter 143er, d i e Standard-Lok des dominierenden Regionalverkehrs auf der Schwarzwaldbahn. Wie bereits an anderer Stelle erwähnt wurde, bekommt das DB Regio Werk Freiburg am 15. Dezember 2002 immerhin 21 Loks der Baureihe 110 vom Werk Saarbrücken. Alle verfügen über CIR-ELKE (siehe Archiv Streckenmeldungen KBS 703 aus dem Jahr 2001), das auf der Referenzstrecke Offenburg - Basel installiert ist. In der folgenden Aufstellung (Stand 01.02.2007) bedeutet G - wendezugfähig ("geschobener Zug", siehe auch Text weiter unten). Lok 110 169-0 weist mehrere Besonderheiten auf. Sie ist die einzige Kasten-110 in Freiburg und sie hat zwei unterschiedliche Frontseiten.
![]() Die beiden unterschiedlichen "Gesichter der 110 169-0. Unter dem Kupplungshaken sind die Blechgehäuse der CIR-ELKE Antenne zu erkennen. Die Tabelle weist auch aus, dass im Dezember 2004 fünf Loks abgegeben werden. Vier weitere Loks der Bauserie 3, alle nicht wendezugfähig, werden abgestellt (und teilweise als "Ersatzteillager" verkauft). Ab September 2005 sind daher noch 12 Loks der Baureihe 110.4 (einschl. 110 506-3) im Bestand. Als die SBB Deutschland GmbH 15.06.2003 den Betrieb auf der Wiesental- und Gartenbahn von DB Regio mit eigenen Fahrzeugen übernimmt, können die nun beschäftigungslosen Steuerwagen für den Einsatz auf der Schwarzwaldbahn übernommen werden. Damit sieht man seit dem "kleinen" Fahrplanwechsel, abgesehen von wenige Ausnahmen (wie zum Beispiel vor dem "Singener" Zug am Abend und am frühen Morgen) nur noch die wendezugfähigen 1104 auf der Schwarzwaldbahn.
![]() Am 2. März 2006 hat 110 466 (jetzt in verkehrs- rot, vgl. Bild in Teil 3 unten) auch einen Steuerwagen am Zug, allerdings ist sie, wegen des starken Schneefalls in den Hoch- lagen des Schwarzwalds, in Konstanz um den Zug herum und vor den (zu leichten) Steuerwagen gesetzt worden - siehe Zugbildung unten. Wenige Tage vor dem 40. Jahrestag ihrer Abnahmeunter- suchung am 28.03.1967 (anschl. BW Hamburg- Eidelstedt) bringt sie ihren IRE 4710 sicher nach Karlsruhe.
Die BR 110 verfügte anfangs nicht über eine Wendezugsteuerung, sie war aber konstruktiv für ihren Einbau vorbereitet. Bei einer D-Zug-Lok erschien das allerdings in den 50er- und 60er Jahren wenig sinnvoll. Dagegen war ihre kleine Schwester, die BR 141, bereits bei der Auslieferung wendezugtauglich ausgestattet. Mit der Abstellung einer größerer Zahl von Loks der BR 141 konnten deren Wendezugsteuereinheiten in Loks der BR 110 eingebaut werden. Weit über 100 Loks der Bauserien 3 und 4 wurden ab 1997 wendezugfähig ausgerüstet. Darunter alle in der Liste oben mit G markierten Freiburger Loks. ![]() Kaum ausgeliefert unternimmt 146 109 am 22.10.2004 eine Präsentationsfahrt mit Dostos auf der Schwarzwaldbahn. Zwei Jahre später werden die neuen Loks dieser Baureihe die Einheitsloks endgültig aus dem Schwarzwald verdrängen.
Auf den Einsatz der 110.4 an Wende- zügen wird im Zusammenhang mit der Darstellung des verwendeten Wagen- Materials auf den folgenden Seiten einge- gangen.
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