SCHIENE regional - Bahnthemen Südwest

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Streckenbeschreibung der Badischen Schwarzwaldbahn (1)

 
Teil 1: Schwarzwaldbahn?   ·   Teil 2: Es wird gebaut!   ·   Teil 3: Reiten auf den Höhenlinien
Teil 4: Konstanz im Norden?  ·  Teil 5: Marginalien  ·  Gesamttext (Druckversion)

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Zwei Schwarzwaldbahnen?

Vor der Beschreibung einer außergewöhnlichen Bahnstrecke sollen einige Begriffe und Interpretationen eingeordnet werden. Was heute in gegenseitiger Toleranz als Zweckbindung vereinigt ist, waren zu Zeiten des Eisenbahnbaus sehr selbständige Staaten, das Königreich Württemberg und das Großherzogtum Baden. Die Grenzlinie zwischen beiden verläuft durch den Schwarzwald und hatte bedeutenden Einfluss auf die Linienführung der "Badischen Schwarzwaldbahn" - kurz "Schwarzwaldbahn". Es gibt allerdings auch die "Württembergische Schwarzwaldbahn" von Stuttgart nach Calw im Nagoldtal. Sie ist weit weniger bedeutend und trägt daher ihre Landeszugehörigkeit stets im Namen. An dieser Stelle soll das ehrenamtliche Engagement einer Gruppe von Eisenbahnfreunden besonders hervorgehoben werden, die sich seit vielen Jahren für die Wiederaufnahme des Betriebs auf der Strecke zwischen Weil der Stadt und Calw einsetzen. Mehr dazu lesen Sie unter http://www.schwarzwaldbahn-calw.de.

An dieser Stelle, wenn schon von anderen Strecken im Schwarzwald die Rede ist, soll noch eine persönliche Bemerkung den Texten zur Schwarzwaldbahn vorangestellt werden. Der Autor schreibt im Brustton der Überzeugung mehrfach von der "schönsten Mittelgebirgsstrecke Deutschlands". Die nachfolgende Beschreibung wird zeigen, dass die Schwarzwaldbahn nicht nur besonders schön ist, sondern auch eine Vielzahl weiterer Besonderheiten aufweist. Aber auch andere Eisenbahnstrecken demonstrieren die hohe Kunst des Streckenbaus. So zum Beispiel die strategische Umgehungsbahn am Randen. Die grandiose Linienführung der Strecke zwischen Blumberg und der Wutachschlucht, mit dem einzigen Kreiskehrtunnel Deutschlands ("Sauschwänzlebahn"), zieht jährlich, dank des Museumsbetriebs, tausende von Besuchern in ihren Bann. Das Gerwigsche Prinzip der Streckenverlängerung wurde hier in einer extremen Form angewandt, um dem angeblichen Bedürfnis des Militärs, einer maximalen Längsneigung von 10 ‰, zu genügen. Einen gegenteiligen Ansatz verwirklicht die Badische Höllentalbahn in ebenfalls extremer Weise. Steil führt sie vom Breisgau durch ein enges Tal, das vormals kaum Platz für eine Pferdekutsche zwischen den schroff aufragenden Felsen ließ, hinauf in die Hochlagen des Schwarzwalds. Erst in den Dreißigerjahren des letzten Jahr- hunderts standen Lokomotiven zur Verfügung, die im Reibungsbetrieb die gesamte Steilstrecke bezwangen.

Die beiden letztgenannten Bahnstrecken wurden nach klaren Vorgaben gebaut, so unter- schiedlich die Aufgabenstellungen für die Erbauer auch waren. Es entstanden Strecken, die in einzelnen Merkmalen das Prädikat "besonders schön" verdienen. Im nächsten Abschnitt wird beschrieben, dass die Situation vor dem Bau der Schwarzwaldbahn wesentlich von den später gebauten Stecken abwich. Erst ein weiter Weg mit harter Arbeit, Kreativität, ja Genialität, führte überhaupt zu einem konkreten Planungsansatz. Erst dieser ebnete den Weg für den Bau der ersten und einer der schönsten Hauptbahnen, die ein Mittelgebirge queren. Dabei sei der Begriff "schön" durchaus auch auf technische Kategorien angewandt.


In den Schwarzwald und durch den Schwarzwald

Bahnstrecken im Südwesten; Rheintal-, Hochrhein- und Schwarzwaldbahn Im Großherzogtum Baden wird der Begriff "Schwarzwaldbahn" schon früh, bereits 1838, gehandelt. In jenem Jahr hatten sich beide Kammern der Regierung in Karlsruhe auf den Bau einer Eisenbahn von Mannheim über Heidelberg, Karlsruhe, Offenburg und Freiburg und bis zur Schweizer Grenze geeinigt (zu jenem Zeitpunkt war noch nicht vereinbart, dass es einst einen Badischen Bahnhof als deutsches Hoheitsgebiet auf dem Territorium der Schweiz geben würde). Das Ziel war allerdings von Anfang an die Verlängerung der "Badischen Hauptbahn" entlang des Hoch- rheins über Säckingen, Waldshut, Schaff- hausen (CH) und Singen bis nach Konstanz am Bodensee. In den folgenden Jahren hagelten in großer Zahl Eingaben aus dem Schwarzwald auf die Regierung des Groß- herzogtums hernieder. Gemeinden, Indus- trielle, Stände und Lokalpolitiker forderten die Schwarzwaldbahn, wobei die Meinungen über deren Linienführung weit auseinander gingen. Und die diskutierten Möglichkeiten der einzu- schlagenden Wege über den Schwarzwald waren in mehrfacher Hinsicht problematisch. Einigkeit herrschte über die Endpunkte der Strecke, Offenburg und Singen. Auch die grobe Richtung war damit gegeben, aber für die eigentliche Mittelgebirgsquerung zwischen Haslach und Donaueschingen gab es sehr unterschiedliche Planungsansätze. Wie auch in unserer Zeit, man denke an die Neu- und Ausbaustrecken, reichten die Vorschläge für die Linienführung von irrwitzig über grotestk bis denkbar. Die Varianten sollen hier nicht erörtert, sondern das Ergebnis gewürdigt werden.

Die Linienführung - wo und wie über den Berg

Drei maßgebende Kriterien, die zum Bau der Schwarzwaldbahn in der uns bekannten Form geführt haben, seien hier genannt.

 

Zu verdanken haben wir sie, und hier sei eine Formulierung in Anlehnung an die Gedenkschrift zum 50jährigen Jubiläum der Schwarzwaldbahn im Jahr 1923 (Kuntzmüller) gewählt, dem Bestreben des Großherzogtums Baden eine Eisenbahn, von der badischen Hauptbahn Mannheim - Basel ( - Konstanz) in Offenburg abzweigend, über den Schwarzwald nach Singen zu führen. Das in früherer Zeit nur unter großen Anstrengungen zu überwindende Mittelgebirge zwischen dem Oberrheingraben im Westen und dem Neckartal, der Baar, dem Hegau und Randen im Osten und Süden sollte durch die Eisenbahn "bezwungen" werden.

Wir haben den bis heute bestehenden Verlauf der Schwarzwaldbahn zwischen Offenburg und Singen auch der Kleinstaaterei, wie sie im 19. Jahrhundert herrschte, zu verdanken. Eine sehr viel einfachere Streckenführung über den Schwarzwald hätte den Weg von Offenburg entlang der Kinzig bis Schiltach genommen, um dann über Schramberg in Richtung Süden zu schwenken. Aber dazu wäre ja ein mehrfacher Grenzübergang zwischen dem Großherzogtum Baden und dem Königreich im Schwabenland erforderlich gewesen - kaum vorstellbar!

Und schließlich haben wir sie aber in besonderem Maße dem mutigen und genialen Ingenieur Robert Gerwig zu verdanken, der die Überwindung des Gebirges mit seinen engen Tälern und großen Höhenunterschieden auf der Schiene durch eine richtungsweisende Trassierung erdacht und umgesetzt hat.

 

Was heisst hier "Schwarzwaldbahn"?

Und damit geht es einen Schritt weiter mit der begrifflichen Klarstellung. Unter "Schwarzwaldbahn" verstand man ursprünglich die Strecke Offenburg - Hausach - Triberg - Villingen - Singen. Der Abschnitt Singen - Radolfzell - Konstanz ist Teil der oben erwähnten Badischen Hauptbahn von Mannheim über Basel Bad Bf und weiter über die Hochrheinstrecke nach Singen (Htwl) und Konstanz. Im Kursbuch wird die Tabelle KBS 720 (Offenburg - Konstanz) mit "Schwarzwaldbahn" überschrieben. Die (Wieder-) Aufnahme des durch- gebundenen Regionalverkehrs zwischen Karlsruhe und Konstanz erfolgte im Juni 2001. Nach der Ausschreibung im Jahr 2004 und der Vergabe der Verkehrsleistungen ab Dezember 2006 an die DB Schwarzwaldbahn GmbH wird der Name "Schwarzwaldbahn" für die 252 km lange Gesamtstrecke Karlsruhe - Konstanz verwendet. In der folgenden Streckenbeschreibung wird über den Abschnitt Offenburg - Konstanz berichtet, wobei der Schwerpunkt auf der Betrachtung der eigentlichen Gebirgsstrecke zwischen Gutach und Sommerau liegen soll.

Lesen Sie bitte weiter über die
"Badische Schwarzwaldbahn" (Teil 2): Es wird gebaut!

 
 

SCHIENE regional - Streckenmeldungen KBS 720 Offenburg - Singen (Schwarzwaldbahn)

Einsteigen zur Schwarzwaldbahn-Fahrt
Los geht es an Gleis 5 im Bahnhof Offenburg:
Einsteigen zur Fahrt im Regionalexpress
über die Schwarzwaldbahn nach Singen.
 
Der Schriftzug "FerienExpress" ist zwar nett
und auch zutreffend, aber dennoch ein
Anzeigefehler und nicht die Regel.