SCHIENE regional - Bahnthemen Südwest

Schwarzwaldbahn

Abgeschrieben?
Ausgeschrieben!
Entschieden!

Der Betrieb ist aufwändig, die Züge zu langsam, das Rollmaterial veraltet und der Streckenunterhalt sehr kosten- intensiv - also weg damit?
Was heute kaum vorstellbar ist - während der ersten Jahre der Deutschen Bahn AG gabe es durchaus entsprechende Gedankengänge in der Führungsetage der neuen AG.

Die Schwarzwaldbahn ist die wichtigste Mittelgebirgsquerung und eine Lebensader des Schwarzwalds. Das Land Baden-Württemberg hat am 14.02.2003 den Betrieb auf dieser wunderschönen Bahnstrecke europaweit ausgeschrieben. Mit Spannung wurde die Entscheidung des Umwelt- und Verkehrsministeriums BW erwartet. Am 15.01.2004 konnte die Entscheidung verkündet werden.

Die "Neue Schwarzwaldbahn" ist da!

146 233 mit Doppelstockwagen am 23.09.06 auf der Schwarzwaldbahn

Am 23.09.2006 fährt ein neuer Schwarzwaldbahnzug am Gaisloch-Tunnel
mit Lok 146 233 und zwei neuen Dostos in Richtung Singen.

Details zur Ausschreibung lesen Sie weiter unten. Die Ergebnisse sind seit Dezember 2006 für alle "erfahrbar" geworden.
Der Wandel ist schnell vollzogen. Für den Beobachter am Bahnsteig und an der Strecke ist die radikale Umstellung des rollenden Materials im Regionalverkehr auf der Schwarzwaldbahn zwar medial bereits seit Jahren vorbereitet worden, geschieht dann aber doch überraschend schnell. Die dreißig und vierzig Jahre alten Lokomotiven der Baureihen 111 und 110 prägten zwar, wie auch die Baureihe 143, über viele Jahre das Bild der Traktion auf der Gebirgsstrecke, die "Neue" verdrängt sie aber binnen fünf Tagen (05.12. - 09.12.2006).

Lok 146 116 und Schwarzwaldbahnlok 146 231 nebeneinander im Werk Freiburg

Das zugkräftige neue Paradepferd, die "146er" mit der zwei vor der Seriennummer, unter- scheidet sich von den Schwestern der Serie 1 deutlich durch eine etwas schwerfälliger wirkende Frontpartie. Das chrash-resistentere Führerhaus ist ein gutes Argument für die Formveränderung. Aber es geht ja viel mehr um die "inneren" Werte, denn einem Ver- gleich mit den eleganteren Lokgehäusen der BR 111 und besonders der BR 110 hält die Neue nicht stand.

Von der Vielzahl der technischen Verbes- serungen sei hier eine herausgehoben: die Energierückspeisung bei Bremsfahrt. Die elektrischen Widerstandsbremsen ihrer Vor- gängerinnen bewährten sich sehr gut auf den langen Gefälleabschnitten der Schwarzwald- bahn, aber die Bremsenergie wurde sinnlos als Wärme in die Luft geblasen. Jetzt wird die Talfahrt dagegen zur "Nutzbremsung" mit Rückspeisung in das elektrische Energienetz genutzt.

Die Höchstgeschwindigkeit von 160 km/h verkürzt nur im Rheintalabschnitt zwischen Karlsruhe und Offenburg die Reisezeit, das enorme Beschleunigungsvermögen kommt allerdings der Einhaltung des Fahrplans auf der Gesamtstrecke zugute.

Ausschreibung der Verkehrsleistung ab Dezember 2006 durch das Ministeriums für Umwelt und Verkehr Baden-Württemberg (14.01.2003)
Pressemeldung des Ministeriums für Umwelt und Verkehr Baden-Württemberg zur Bekanntgabe des Zuschlags (15.01.2004)

Ein Klick führt zur Streckenbeschreibung der Schwarzwaldbahn
Hintergrundbericht: Was ist das  N E U E  an der Schwarzwaldbahn?
 

Hat sie denn eine Zukunft, die Schwarzwaldbahn? - Seit Mitte der Neunzigerjahre brodelte die Gerüchteküche um eine der schönsten Bahnstrecken Deutschlands. Da ging es um die hohen Kosten des Streckenunterhalts und um die Fragestellung, ob die junge DB-Netz das teure Ding mit der mäßigen Verkehrsauslastung nicht besser gleich verscherbeln sollte. Es ging aber auch um die Angebotskonzepte für die Gesamtstrecke und für Teilabschnitte der Schwarzwaldbahn. Der mittlerer Streckenabschnitt zwischen Hornberg und St. Georgen ist nicht nur besonders schön, er ist auch besonders teuer und leidet gleichzeitig unter einem deutlich geringeren Verkehrskommen, als die beiden Endstücke (Offenburg - Hausach und Engen - Singen - Konstanz).

Offenburg Gleis 5 und 6 Zu früher Morgenstund' werden in Offenburg die Zugzielanzeiger an Gleis 5 und 6 geputzt. Links die Anzeige für IRE 18000 von Konstanz nach Karlsruhe und rechts für IRE 18001 in Gegenrichtung.
Mit dem InterRegio-Express lebten die umsteigefreien Relationen im Regionalverkehr zwischen Karlsruhe und Konstanz wieder auf.

Unter "Schwarzwaldbahn" versteht man üblicherweise die Strecke Offenburg - Hausach - Triberg - Villingen - Singen. Im Kursbuch wird die Tabelle KBS 720 (Offenburg - Konstanz) mit "Schwarzwaldbahn" überschrieben. Seit der (Wieder-) Aufnahme des durchgehenden Regionalverkehrs zwischen Karlsruhe und Konstanz im Juni 2001 wurde der Begriff abermals erweitert um den Abschnitt der Rheintalbahn zwischen Karlsruhe und Offenburg.
Wenn von der Ausschreibung "Schwarzwaldbahn" die Rede ist, so geht es tatsächlich um die Verkehrsleistung auf der 252 km langen Gesamtstrecke Karlsruhe - Konstanz, also um einen Abschnitt der Rheintalbahn, um die eigentliche Schwarzwaldbahn und um einen Abschnitt der Gäubahn.

Ausschreibung

 

Pressemeldung des Ministeriums für Umwelt und Verkehr Baden-Württemberg zur Bekanntgabe des Zuschlags (15.01.2004)

 

Am 14.02.2003 wurde diese Ausschreibung des Landes Baden-Württemberg im Amtsblatt der Europäischen Gemeinschaft (2003/S 32) in zwei unabhängigen Losen europaweit veröffentlicht.

Das Los 1 beinhaltet die Erbringung von Eisenbahnverkehrsleistungen im SPNV (Schienenpersonennahverkehr) auf der KBS 702 Karlsruhe - Offenburg und auf der KBS 720 Offenburg - Konstanz ohne die Leistungen des "Seehas" auf der KBS 720 im Abschnitt Engen - Konstanz. Nie zuvor hatte das Land auf einer derartig langen Strecke (252 km) ausgeschrieben. Der Leistungsumfang umfasst etwa 3.100.000 Zugkilometer.

Das Los 2 ergänzt Los 1 durch die Ausschreibung von Eisenbahnverkehrsleistungen im öffentlichen SPNV auf dem Abschnitt Engen - Konstanz ("Seehas") der KBS 720 mit etwa 1.100.000 Zugkilometer.

DB-Regio mit regionaler Werbung

Staatssekretär Stefan Mappus vom Umwelt- und Verkehrs- ministerium Baden-Württemberg erläuterte in einer Presse- mitteilung vom 14.02.2003 Ziele des Bestellers. Im Mittelpunkt stünde natürlich die Absicht, die Höhe der Betriebskosten- zuschüsse deutlich zu senken. Daneben spielten aber auch betriebliche und technische Qualitätskriterien eine Rolle. Verkehrspolitisches Ziel des Landes sei es, im ganzen Land mehr Fahrgäste für die Schiene zu gewinnen. Als Reaktion auf die Einstellung des Interregio-Verkehr auf der Schwarzwaldbahn durch die Deutsche Bahn, habe sich das Land entschlossen, auf dieser Linie ein Angebot des Nahverkehrs auf die Schiene zu bringen, das den Fahrgästen einen mit dem Interregio vergleichbaren Komfort bietet. Der Grundtakt über den ganzen Tag soll dabei ein stündliches Zugangebot sein.

Neben den in der Ausschreibung genannte Vorgaben zum Betrieb lässt das Ministerium ausdrücklich auch abweichende Betriebskonzepte zu. Festgezurrt ist allerdings der Qualitätsstandard. Der Betreiber hat neue klimatiserte Fahrzeuge mit guten Zugangsmöglichkeiten für mobilitätseingeschränkte Personen und mit genügend Transportkapazitäten für Fahrräder zu beschaffen. Die Herstellung der etwa 20 benötigten Fahrzeugeinheiten erfordert zwingend eine ausreichende Vorlaufzeit. Die Angebotsabgabefrist ist am 24.07.2003 ausgelaufen. Nach einer möglichst zügigen Vergabe soll dann die Umsetzung zum Fahrplanwechsel im Dezember 2006 erfolgen.

Derzeit werden alle durchgehenden Leistungen von DB-Regio erbracht, abgesehen von zwei (Wochenende 3) IC-Zugpaaren von DB R&T. Unterlagert fährt die Albtal-Verkehrsgesellschaft (AVG) zwischen Karlsruhe und Baden-Baden (-Achern), die Ortenau-S-Bahn (OSB, SWEG-Tochter) zwischen Achern und Hornberg, ab September die Hohenzollerische Landesbahn (HzL) zwischen Villingen und Immendingen sowie die schweizerische EuroTHURBO (bis 14.12.2002 Mittelthurgaubahn) zwischen Engen und Konstanz. In einer gemeinsamen Mitteilung wurde bekannt gegeben, dass sich AVG, SWEG, HZL und EuroTHURBO zu einer Bietergemeinschaft zusammengeschlossen haben. Jedes einzelne Unternehmen für sich hätte wohl kaum die Chance gehabt, den Betriebseinsatz auf der 252 km langen Linie mit neuem Fahrzeugmaterial zu schultern. Am Ende hätten dann vielleicht nur noch die großen Rivalen DB-Regio und Connex im Ring gestanden. Für die Bietergemeinschaft hingegen sind viele Synergieeffekte in Verbindung mit den unterlagerten Nahverkehrsleistungen gegeben.

Connex am 02.06.03 im Bf Gengenbach
Connex am 02.06.2003 auf Probefahrt über den Schwarzwald in Gengenbach

Mit Spannung darf das Ergebnis der Ausschreibung für die Verkehrsleistung auf der 252 km langen Strecke zwischen Karlsruhe und Konstanz mit 4,2 Mio Jahreszugkilometern erwartet werden. Mit Ablauf der Angebotsabgabefrist am 24.07.2003 liegen der Nahverkehrsgesellschaft Baden-Württemberg (NVBW) insgesamt drei Angebote auf dem Tisch.

Der "Platzhirsch" DB-Regio (Regionalverkehr Südbaden) legt sich mächtig ins Zeug, um einen guten Eindruck bei den Entscheidern zu hinterlassen. . Das Angebot wurde von der Tochtergesellschaft DB Schwarzwaldbahn GmbH erstellt; die Gesellschaft ist erst seit dem 02.07.2003 Eisenbahnverkehrsunternehmen. Die Zugbildung der mit BR 110 bespannten Wendezüge aus Redesign-Silberlingen erfolgt seit einigen Monaten ohne "Farbfehler", die Ausrüstungen sind innen und außen recht sauber und die Zugbegleiter geben sich viel Mühe, um ihren Arbeitsplatz auf der Schwarzwaldbahn auch in Zukunft zu erhalten. Eine regionale Identifizierung mit den RE und IRE zwischen Karlsruhe und Konstanz versucht DB-Regio durch besondere Beschriftungen auf den Fahrzeugen zu erreichen. Seit Juli zieren Schwarzwaldmädchen mit Bollenhut und der Schriftzug "Schwarzwald" einzelne Wagen. Äußere Einflüsse, wie zum Beispiel die ständigen Übernahmeverspätungen aus dem Fernverkehr in Karlsruhe, tragen allerdings nicht zu einer Imageverbesserung bei. Andere Verspätungsgründe werden weiter unten in dieser Meldung beschrieben.

Auch das Konsortium aus EUROThurbo, HzL, SWEG und AVG zeigt großes Interesse an der Schwarzwaldquerung, auch wenn die Beweggründe der einzelnen Unternehmen im Detail durchaus differieren. Mit neu zu beschaffenden Gelenktriebwagen soll der Verkehr über den Schwarzwald realisiert werden.

Anbieter Connex leistete sich eine aufwändige (als Energiemessfahrt deklarierte) Probefahrt über die Schwarzwaldbahn. Das Connex-Angebot basiert auf der Verwendung von elektrischen "LIREX"-Triebwagen, die im Stundentakt über die Gesamtstrecke verkehren sollen. Mit 550 Sitzplätzen soll das bisherige Platzangebot erweitert werden - hier wurde offensichtlich die derzeitige Situation gut analysiert. Zwischen Engen und Konstanz ("Seehas") wird ein Halbstundentakt mit "FLIRT"-Triebwagen angeboten. Die Connex-Offerte beinhaltet die Begleitung der Züge durch Kundenbetreuer und den Verkauf durch Fahrscheinautomaten in allen Triebwagen. Einen weiteren Trumpf spielt Connex durch eine mögliche Verknüpfung des Nahverkehrsangebots auf der Schwarzwaldbahn mit eigenen Fernverkehrsleistungen aus. So sollen einzelne Zugläufe bis in die Rhein-Main-Region und ins Ruhrgebiet als Interconnex verlängert werden. Dieses Angebot wird im Schwarzwald auf fruchtbaren Boden fallen, denn der Abzug der Interregios aus der Region hatte in den vergangenen Jahren für erheblichen Ärger bei den Anliegergemeinden und den Fremdenverkehrsverbänden gesorgt. Durch die Kooperation zwischen Connex und der Schweizerischen Südostbahn SOB soll außerdem die grenzüberschreitende Vermarktung der Schwarzwaldbahn verbessert werden.

Pressemeldung des Ministeriums für Umwelt und Verkehr Baden-Württemberg zur Bekanntgabe des Zuschlags (15.01.2004)

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