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Entscheidung zum SPNV auf der Schwarzwaldbahn

Das Ministerium für Umwelt und Verkehr Baden-Württemberg gibt die "Gewinner" der Ausschreibung vom 14.02.2003 bekannt. DB Schwarzwaldbahn GmbH (Los 1) und EuroThurbo GmbH (Los 2) erhalten den Zuschlag.

 

(15.01.2004) Das Ergebnis der europaweiten Ausschreibung der Leistungen des Schienen- personennahverkehrs (SPNV) auf den Strecken Karlsruhe – Konstanz (Schwarzwaldbahn) und Engen – Konstanz (Seehas-Verkehr) steht fest. Wie Umwelt- und Verkehrsminister Ulrich Müller mitgeteilt hat, beabsichtigt das Ministerium, den Zuschlag an das Unternehmen DB Schwarzwaldbahn GmbH, eine 100%ige Tochter der DB Regio AG, und EuroTHURBO GmbH, eine 100%ige Tochter der Schweizerischen Bundesbahnen AG, zu erteilen. Aus vergabe- rechtlichen Gründen werde der Zuschlag allerdings erst nach Ablauf von 14 Tagen erteilt werden können. Bis zu diesem Termin haben die nicht berücksichtigten Bewerber, die ebenfalls heute verständigt wurden, die Möglichkeit der Überprüfung der Entscheidung durch die Vergabekammer.

Die Ausschreibung war im Februar 2003 im Amtsblatt der EU veröffentlicht worden. Sie entsprach in der Methodik der erfolgreichen Ausschreibung, mit der das Land auch schon die S-Bahn Rhein-Neckar erfolgreich und rechtssicher vergeben hat. Je drei Anbieter haben für die Schwarzwaldbahn und für den Seehas-Verkehr ein Angebot mit verschiedenen Neben- angeboten abgegeben. Nach der Überprüfung durch die Fachleute des Ministeriums und der landeseigenen Nahverkehrsgesellschaft sind folgende Angebote als die wirtschaftlichsten bewertet worden:

  • Angebot der DB Schwarzwaldbahn GmbH zur Übernahme der SPNV-Leistungen zwischen Karlsruhe und Konstanz,
  • Angebot der EuroTHURBO GmbH zur Übernahme der SPNV-Leistungen zwischen Engen und Konstanz.

Bei der Schwarzwaldbahn setzte sich die DB damit gegen Angebote eines Konsortiums aus Südwestdeutscher VerkehrsAG, Hohenzollerischer Landesbahn, Albtal-Verkehrs-Gesellschaft und EuroTHURBO sowie eines Angebots der Fa. Connex durch, beim Seehas-Verkehr hat die EuroTHURBO die Nase vorn vor Angeboten der DB Schwarzwaldbahn und der Fa. Connex.

Der Minister zog eine positive Bilanz des Verfahrens: "Die Ausschreibung war ein Erfolg. Auch wenn auf den ersten Blick die ausgewählten Verkehrsunternehmen fast die gleichen sind, die bereits heute den Verkehr fahren, kann ich mit Nachdruck feststellen: Wir profitieren alle von der Ausschreibung: Ab Dezember 2006 wird es eine deutliche Verbesserung geben. Den Fahrgästen stehen künftig neue, moderne und komfortablere Fahrzeuge und ein besseres Fahrplanangebot zur Verfügung. Dennoch sinkt der Zuschuss, den das Land für jeden gefahrenen Zugkilometer beisteuern muss."

Nach Darstellung von Minister Müller ist es Ziel des Landes, in ganz Baden-Württemberg mehr Fahrgäste für die Schiene zu gewinnen. "Das gilt erst recht für die Schwarzwaldbahn, die seitens der DB Reise & Touristik AG durch Herausnahme verschiedener Interregio-Verbindun- gen schrittweise in die Bedeutungslosigkeit hineinmanövriert worden ist. Mit dem verbesserten Angebot werden wir zeigen, dass das ein Fehler war", zeigte sich Müller von einer Fahrgaststeigerung überzeugt. Das künftige Angebot werde nicht nur den Bedürfnissen der Anrainer der beiden Strecken entsprechen, sondern durch spürbare Angebotsverbesserungen auch Anreize zum Umsteigen auf die Schiene bieten.

Künftig wird es auf den beiden Strecken von morgens bis spät abends einen durchgängigen Stundentakt geben. Der Seehas–Verkehr, der bisher zu einem großen Teil vom Landkreis Konstanz bezuschusst worden ist, wird in den Hauptverkehrszeiten auf dem Streckenabschnitt Engen – Singen – Radolfzell – Konstanz verdichtet. Das Gleiche gilt für die ebenfalls besonders nachgefragte Relation Karlsruhe – Offenburg.

Die DB Schwarzwaldbahn GmbH wird auf der Strecke Karlsruhe - Konstanz Doppelstockwagen der neuesten Generation einsetzen. Die Wagen verfügen z. B. über Klimaanlage, behindertengerechte Toilette, Displays für Fahrgastinformation und eine veränderte Innenausstattung mit verbesserter Gepäckablage. Üblicherweise werden drei oder vier Wagenzüge mit bis zu 473 Sitzplätzen verkehren. Gezogen bzw. geschoben werden die Züge von neuen E-Loks der Baureihe 146, die speziell für Nahverkehrszwecke konstruiert sind und hohe Beschleunigungs- und Bremswerte aufweisen. Damit gelingt es, bei annähernd gleicher Fahrzeit wie bisher mehr Haltepunkte zu bedienen.

Die Fa. EuroTHURBO wird ein völlig neues Fahrzeug in Dienst stellen. Es handelt sich dabei um einen elektrischen, vierteiligen Triebzug der schweizer Fa. Stadler ("Flirt"), der in Berlin gefertigt wird. Er ist ebenfalls klimatisiert, hat eine behindertengerechte Toilette, eine Kapazität von 216 Sitzplätzen und bietet verbesserte Informationsmöglichkeiten im Fahrgastraum. Dieses Fahrzeug wird im übrigen ab 2006 auch auf der Wiesentalbahn zum Einsatz kommen.

Die Anlieger der Strecken profitieren damit von der Politik des Landes, die Nahver- kehrsleistungen auf den Schienenstrecken des Landes schrittweise in den Wettbewerb zu geben und dabei kontinuierlich attraktiver zu machen. "Wir bekommen in Quantität, Qualität und Kosten ein Schienenverkehrsangebot, das sich sehen lassen kann", fasste Müller zusammen. Das ausgeschriebene Verkehrskonzept werde zum Fahrplanwechsel im Dezember 2006 umgesetzt. Bisher sei man im Zeitplan.

Quelle: Ministerium für Umwelt und Verkehr Baden-Württemberg (15.01.2004)

Oben ist der Originalwortlaut der Pressemitteilung des UVM BW wiedergegeben. Warum wurde dann nicht auf die Originalveröffentlichung auf den Seiten des UVM verwiesen? - Dafür spricht zumindest die Tatsache, dass es sich durchaus lohnt entsprechend wichtige Verlautbarungen von Entscheidungsträgern aufzubewahren - zumindest, bis die Aussagen auch realisiert worden sind. Pressemeldungen sind manchmal recht "flüchtig", diese hier wird aufbewahrt (wie auch der Wortlaut der Ausschreibung). bswb.de/pa

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